Wohnungsmangel bremst Wirtschaft: Pestel-Institut warnt vor Wachstumsrisiken

4. November 2025|News

Seit Jahren bleibt das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen unerreicht – mit gravierenden Folgen. Eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts zeigt, dass der Wohnungsmangel in Deutschland inzwischen nicht nur den sozialen Frieden, sondern auch das Wirtschaftswachstum gefährdet. Besonders in Westdeutschland fehlen nach Berechnungen der Wissenschaftler rund 1,2 Millionen Wohnungen.

Der Engpass wirkt sich längst auf den Arbeitsmarkt aus. Unternehmen haben Schwierigkeiten, neue Mitarbeitende zu gewinnen, weil in vielen Regionen kaum bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist. Gleichzeitig sinkt die Umzugsbereitschaft von Beschäftigten, wenn sie keinen geeigneten Wohnort finden. „Ein gelähmter Wohnungsmarkt lässt auch den Arbeitsmarkt erstarren“, warnt Pestel-Geschäftsführer Matthias Günther.

Der Wohnungsbau ist damit zu einer volkswirtschaftlichen Schlüsselaufgabe geworden. Von 1995 bis 2000 wurden noch mehr als 400.000 Wohnungen jährlich errichtet, im Rekordjahr 1995 sogar 600.000. In den Jahren 2009 und 2010 fiel die Zahl auf rund 160.000 Neubauten. Auch die politischen Zielvorgaben der letzten Jahre blieben unerfüllt.

Laut Studie könnte ein echter „Bauturbo“ gleich mehrere Probleme entschärfen. Zum einen würde er den Arbeitsmarkt entlasten und die Bauwirtschaft stärken, die derzeit rund 918.000 Beschäftigte in über 80.000 Betrieben zählt. Zum anderen könnten beschleunigte Genehmigungsverfahren die dringend benötigte Dynamik zurückbringen. Auch neue Bautypen wie der „Gebäudetyp E“ oder serielle und modulare Bauweisen könnten künftig helfen, schneller und günstiger zu bauen. Die Bundesregierung plant zudem, die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau auf 23,5 Milliarden Euro zu erhöhen, um auch Studierende und Auszubildende besser zu erreichen.

Die Forscher mahnen jedoch: Selbst mit beschleunigten Prozessen bleibt das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr in weiter Ferne. Im ersten Halbjahr 2025 wurden nur rund 110.000 Wohnungen genehmigt – ein Plus von drei Prozent, aber weit unter Bedarf. Der Wohnungsbau, so das Pestel-Institut, ist zur zentralen Stellschraube für Wachstum, Beschäftigung und soziale Stabilität geworden.

Zur Studie des Pestel-Instituts im Auftrag der EXPO Real: 
https://exporeal.net/de/messe/presse/pressemitteilungen/detail/ohne-wohnraum-gibt-es-in-deutschland-kein-wachstum.html